Tussis ago – hää?
Tussis ago – hää?

Tussis ago – hää?

Schon seit einiger Zeit blüht er rundherum – der Huflattich (Tussilago farfara). Der lateinische Name Tussilago leitet sich ab von Tussis ago = ich vertreibe den Husten. Aktuell – mal von der Seuche abgesehen – werden wir im Frühling gerne von Erkältungen, Grippe und Husten heimgesucht. Da passt der Huflattich nicht nur saisonal gut in die Hausapotheke. Das «farfara» kommt aus dem lateinischen «farina» und bedeutet Mehl – ein Hinweis auf die silbrig-mehlige Unterseite der Blätter.

Als eine der ältesten beschriebenen Heilpflanzen bei Atemwegserkrankungen blickt er auf eine Erfolgsgeschichte seit der Antike zurück, wo er bei Husten und Heiserkeit, aber auch bei Entzündungen und Abszessen in der Brust angewendet wurde. Daher rührt wohl sein Volksname «Brustlattich».

In Verruf geraten

Heutzutage ist er etwas in Verruf geraten – er wurde gründlich untersucht und leider auf einzelne Inhaltsstoffe reduziert – die Pyrrolizidinalkaloide. Für die Pflanze ein durchaus nützlicher Inhaltsstoff gegen Frassfeinde, kann er im menschlichen Körper bei sehr hohen Dosierungen (=unüblichen) die Leber schädigen. Deshalb wird von einem Dauergebrauch von mehr als 2-3 Wochen bzw. 4-6 Wochen pro Jahr abgeraten. Der Huflattich soll keinesfalls bei Kindern, in der Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden. Es sei denn, es kann auf eine der pyrrolizidinalkaloidfreien (was für ein Wort!) Zuchtformen zurückgegriffen werden oder auf eine spagyrische bzw. potenzierte Zubereitung. Ob die Wirksamkeit der pyrrolizidinalkaloidfreien (nochmals zum Üben 😉) Züchtungen an die Naturform herankommt, darüber liegen noch keine ausreichenden Erfahrungen oder Untersuchungen vor.

Und doch eine coole Socke

Nichtsdestotrotz ist der Huflattich wirklich eine coole Socke: mit seinem hohen Gehalt an Schleimstoffen bewährt er sich bei akuten Katarrhen der Luftwege mit Husten, lindert Hustenreiz und Kitzelhusten, aber auch produktiven Husten (übermässiger Produktion von Bronchialschleim). Bei morgendlichen Hustenanfällen infolge chronischer Bronchitiden kann er das Abhusten des Schleimes fördern.

Rauchen?!

In der Volksmedizin rauchte man die Blätter früher gegen «veralteten» Husten und Schweratmigkeit. Dazu wurden die Blätter auf Zypressenkohle gelegt und der Rauch durch einen Trichter eingesogen, ähnlich wie man heute inhaliert. Oder man rauchte das «Tabakkraut» wie man halt raucht, um Engbrüstigkeit und Husten zu vertreiben. Doch das ist noch nicht alles, auch äusserlich bei Wunden, Entzündungen oder Hautausschlägen setzte man Abkochungen der Blätter und -blüten ein. Und noch ganz vieles mehr…

Spannend ist der Volksname «Sohn vor dem Vater», was darauf zurückzuführen ist, dass im Vorfrühling zuerst die Blüten erscheinen und im Anschluss die etwa handtellergrossen Blätter. Ganz nebenbei bemerkt ist die Huflattichblüte ein phänologisches Signal für viele Gartenarbeiten, z.B. erste Freiland-Aussaaten unter Vlies. Die jungen Blätter können im Mai und Juni geerntet werden. Aktuell (mitte März bei uns) findest Du den Huflattich bei einem gemütlichen Spaziergang an feuchten, lehmigen Orten, Ruderalflächen, Baustellen, Strassenböschungen oder lichtem Wald in der prallen Sonne oder allenfalls im Halbschatten. Betrachte wie er seine Blüten der Sonne entgegenreckt, tue es ihm gleich und atme durch!

Ein Kommentar

  1. Pingback: WITCH HAZEL ⋆ ganzheitlich leben

Kommentare sind geschlossen.